Das Brexit-Votum der Briten hat die Finanzmärkte erschüttert! Der DAX verlor am Freitagvormittag rund 10 Prozent, das Britische Pfund fiel auf ein historisches Tief und die Verunsicherung, wie es nun weiter geht belastet die Börsen und Devisenmärkte auch in der Woche nach dem Beben weiter. Während EU-Politiker nun auf eine rasche Lösung drängen, scheinen es die Briten plötzlich nicht mehr allzu eilig damit zu haben, klare Tatsachen zu schaffen. EU-Befürworter David Cameron kündigte zwar seinen Rücktritt an und will seinem Nachfolger die Austrittsverhandlungen mit der EU überlassen, doch der wird wohl erst im Oktober bestimmt werden. Was bis dahin geschieht, steht in den Sternen. Mittlerweile werden sogar schon erste Stimmen laut, man solle das Referendum wiederholen oder das Parlament solle dem Spuk ein Ende bereiten – immerhin wäre der Entscheid nicht bindend.Jens Chrzanowski, Leiter der deutschen Dependance des internationalen Forex- und CFD-Brokers Admiral Markets UK in Berlin, beantwortet die wichtigsten Kundenfragen rund um den Brexit aus Broker- und Börsensicht.Die Finanzbranche lag mit ihren Prognosen zum Ausgang des Votums gründlich daneben. Sogar IWF-Chefin Christine Lagarde gibt eine Fehleinschätzung zu. Entsprechend geschockt haben die Märkte am Freitagmorgen reagiert. Wie haben sich Ihre Kunden verhalten? Konnten Sie einen Rückgang der Trades beobachten oder nutzten sie die Chancen an den volatilen Märkte?Kompliment an unsere Kundschaft! Bei so einem extremen Ereignis hätte man mit weitaus höheren Verlusten, insbesondere bei Hebelprodukten, rechnen können. Wir haben aber im Voraus alle unsere Kunden offensichtlich ausreichend sensibilisiert. In unseren Onlineseminaren (Webinaren), in Email-Newslettern und auf unserer Webseite haben wir über die möglichen Brexit-Verwerfungen an den Börsen informiert. Zusätzlich haben fast alle Forex & CFD-Broker, so auch wir, in der Brexit-Woche die Marginanforderungen heraufgesetzt, um sinnvolles Risikomanagement für beide Seiten zu betreiben. Dies alles hat bei unseren Kunden zu den üblichen Gewinnen und den üblichen Verlusten geführt. Extremes ist kaum vorgekommen.Ein vernünftiges Risikomangement ist in solchen Zeiten essentiell. Wie unterstützen Sie Ihre Kunden dabei?Schauen Sie sich unsere Webseite an: Dort betrachten wir Risikomanagement im Forex & CFD Trading wirklich ernsthaft und von allen Seiten in einer Ausführlichkeit, die ihres gleichen sucht. Wir schulen in unseren vielen Webinaren die Neueinsteiger und helfen unseren selbstentscheidenden Kunden, sinnvolle Absicherungsmaßnahmen zu treffen. Wir nehmen unsere Verantwortung hierbei sehr ernst. Bei so extremen Ausnahmeereignissen sagen wir den Kunden auch: Im Zweifel bitte einmal nicht Traden!Admiral Markets hat aufgrund der starken Volatilität die Marginanforderungen heraufgesetzt. Hat diese Vorsichtsmaßnahme Wirkung gezeigt?Ja, auf jeden Fall! Am Freitagmorgen war der deutsche Leitindex an die 10 Prozent im Minus, wann hat es das schon mal gegeben? Heftigste Kursbewegungen, Wahnsinn! Ohne die Heraufsetzung der Marginanforderungen wären sicherlich einige wagemutige, im Markt engagierte Trader deutlich mehr ins Kontominus gerutscht. Einige Future-Trader, unabhängig von uns, soll es stark erwischt haben! Gerade Extremereignisse machen sichtbar, wie wichtig das Risikomanagement im Trading ist! Und auch, wie wichtig der passende Broker ist. Einige Onlinebroker sollen stundenlang quasi „offline“ gewesen sein, aufgrund des enormen Kundenansturms. Vor technischen Problemen ist niemand gefeilt – aber hier war Admiral Markets gut vorbereitet und kann von keinen solchen technischen Problemen berichten! Sie bieten zusätzlich einen Schutz vor Nachschußpflichten für Ihre Kunden an. Haben Sie auch jetzt diesen Schutz geboten?Ja, unsere „Negative Balance Protection Policy“ ist ein toller Mehrwert für unsere Kunden, der für unser Hauptkontomodell zusätzliche Sicherheit bietet! Dank unseres Risikomanagements mussten wir keine allzu großen Summen ausgleichen, aber ein paar Kunden hat es schon getroffen. Seit Bestehen unserer Policy können wir sagen: Alle deutschen Kunden wurden gemäß dieses Regelwerks kompensiert, bislang ohne eine einzige Ausnahme. Ich betone dies hier, weil wir immer mal wieder Anfragen dazu bekommen – unsere Policy ist eine Art Versicherung und jede Versicherung hat auch Bedingungen. Wir behalten uns vor, bei extrem außergewöhnlichen Ereignissen die Einzelfälle zu prüfen und ggf. nicht mit eigenen Mitteln zu kompensieren. Dies ist richtig, denn kein Unternehmen kann die Zukunft voraussehen. Bedingungen für Unabsehbares sind nötig. Aber die Einordnung auch! Bisher haben wir immer und ohne Ausnahme unseren Kunden mit eigenen Mitteln geholfen. Auch jetzt.Admiral Markets ist ja bekannt für gute Spreads. Hat die Brexit-Ankündigung darauf Auswirkungen?Höchste Kursvolatilität, große Gaps und auch erhöhte Spreads waren die Folge des Brexit. Unser typischer Spread im DAX30 CFD ist 1 Punkt von 08:00 bis 22:00 Uhr. Über das gesamte Jahr konnte unser Kunde immer diesen Spread sehen. Typisch heißt aber auch „in der Regel“ oder „üblich“, bei extremen Ereignissen kann der Spread aufgrund unserer Liquiditätsprovider erhöht sein. Freitag und auch noch am Montag hatten wir höhere Spreads – aber unsere Kunden konnten dies richtig einordnen. Kommunikation ist alles! Mehr Vorab-Information als wir getätigt haben, ist quasi nicht möglich, so denke ich.Die Hauptniederlassung von Admiral Markets befindet sich seit einigen Jahren in London. Bislang galt also auch die EU-Einlagensicherung sowie die Regulierungs-Bestimmungen der EU. Wie geht es hier weiter? Können sich die Kunden weiterhin auf die Einlagensicherung verlassen?Ja, alle bisherigen höchsten Absicherungen und Regulierungen der britischen Financial Conduct Authority, FCA, bleiben bis auf weiteres bestehen. Der nun vom Wahlvolk gewünschte Brexit wird voraussichtlich Jahre benötigen. Alle großen Banken aus der Londoner City sowie die in Großbritannien regulierten Broker, zu denen auch wir zählen, werden sich in den nächsten Monaten neu orientieren müssen. Heute weiß noch kein Mensch, was kommen wird und was sich bezüglich Regulierung und Co. in vielleicht drei oder fünf Jahren ändern wird. Admiral Markets UK hat seine Hauptregulierung in London, aber für Deutschland gilt beispielsweise zusätzlich die BaFin-Regulierung! Man könnte also fast sagen: ‚Doppelte Sicherheit‘.Wie wichtig ist es für Admiral Markets und die vielen Finanzdienstleister in London, dass jetzt schnell Nägel mit Köpfen gemacht werden? Schadet die zögerliche Haltung der Briten nach dem Referendum dem Finanzstandort London?Was man in der Zeitung so lesen konnte, scheinen es nach dem Referendum selbst die größten Befürworter des Brexit auf einmal nicht mehr sehr eilig zu haben. Selbst mit größtmöglicher Eile kann man von einem jahrelangen Prozess ausgehen. Und umgangssprachlich ausgedrückt: Möge sich der Rauch erst einmal legen! Einen Masterplan, ein historisches Beispiel eines Austritts gibt es nicht, wir betreten Neuland. Und Hektik ist bei so etwas nie ein guter Ratgeber.Gibt es auch „Gewinner“ beim Thema Brexit?Gold, eindeutig Gold. Wertpapiere, die nicht dramatisch rund um den Brexit verloren haben, kann man mit der Lupe suchen. Gold gehört aber eindeutig zu den Gewinnern! Viele Anleger sehen in Gold den berühmten „sicheren Hafen“ und in unsicheren Zeiten greifen sie zu.Und für alle Hebelprodukte, also unsere CFDs und Forex, aber auch Future, Optionsscheine und Zertifikate gilt immer: Der Trader kann Long und Short gehen, also auf steigende oder auf sinkende Kurse setzen. Trader, die auf sinkende Kurse spekuliert hatten, können sich jetzt über große Gewinne freuen!Aus Krisenzeiten darf man lernen, Krise heißt auch Chance. Gibt es „Hausaufgaben“ für Börsianer?Das Gute an den Brexit-Verwerfungen an der Börse war, dass sich die Börsenwelt darauf vorbereiten und einstellen konnte. Trotz der massiven Volatilitäten waren in den meisten Fällen die Systeme stabil und man hatte beides, Käufer und Verkäufer an den Märkten. Dies ist immens wichtig, denn an den Börsen gibt es ohne Gegengeschäft gar kein Geschäft! Ein Verkäufer muss stets einen Käufer finden! Dies war jetzt gegeben. Schlimmer kann es kommen, falls wie beim „Schweizer Franken Schock“ am 15. Januar 2015 eine Nachricht völlig überraschend kommt. Da kann es passieren, dass kein Gegengeschäft vorhanden ist und die Sache dramatisch verläuft. Die Hausaufgabe an alle Trader mit Hebelprodukten galt immer und gilt weiterhin: Begrenzen Sie mögliche Risiken, z. B. mit Stop Loss und anderen Werkzeugen des Risikomanagement. Erwägen Sie beim Trading, dass Sie in beide Richtungen agieren können, Sie haben den großen Vorteil, auch auf sinkende Kurse setzen zu können. Und wenn ein neues Ereignis einmal gar nicht abzuschätzen ist: Sie müssen nicht jeden Tag traden. Die Börse hat Morgen auch noch tolle Chancen.
2016-06-28T14:58:00+02:0028/06/16|