Der deutsche Leitindex hatte in der vergangenen Handelswoche keinen leichten Stand. Die Spekulationen um eine Zinserhöhung des FED am kommenden Mittwoch scheinen Anleger zur Zurückhaltung zu bewegen. Das könnte unter anderem auf die widersprüchlichen Kommentare von FED-Mitgliedern zurückzuführen sein. Auch wenn die Futures auf ein Aufschieben der Zinsstraffung hindeuten ist eine Überraschung nicht ausgeschlossen. Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung im September liegt demnach nur noch bei 15 Prozent. Fakt ist, dass eine wichtige aber riskante Handelswoche vor den Anlegern liegt.
Marktsituation DAX – 19.09.2016
Seit Ende der Sommerpause ist der Zinsentscheid des FED am Mittwoch das beherrschende Thema an den Finanzmärkten. Egal ob Aktien, Anleihen, Währungen oder Rohstoffe, alle Assets reagierten zunehmend empfindlich auf Aussagen von FED-Mitgliedern und amerikanische Wirtschaftsdaten. Für Anleger eine schwierige Situation, da eine Entwicklung in solchen Phasen kaum prognostizierbar ist. Auch die Charttechnik stößt hier häufig an ihre Grenzen, da der Fokus von wichtigen technischen Marken auf die Aussagen von Yellen und anderen Notenbankern wandert. Was diese zum besten geben, kann niemand abschätzen der über keine Glaskugel verfügt und mir ist zumindest niemand bekannt, der eine solche auf seinem Schreibtisch stehen hat.
Was wir allerdings wissen ist, dass dieser Punkt der Unsicherheit am Mittwoch zumindest für eine kurze Zeit aus dem Markt verschwinden und sich der Nebel etwas lichten wird. Dies wäre insbesondere der Fall wenn das FED eine Zinsanhebung bereits am Mittwoch durchziehen würde. Dann dürfte Gewissheit herrschen, dass dieses Thema zumindest bis Dezember ad acta gelegt werden kann. Auch wenn die US-Präsidentschaftswahl bereits ihre Schatten vorauswirft bewegt kein Thema mehr als die Notenbankpolitik.
Hinzu kommt noch die Bank of Japan, ebenfalls am Mittwoch. Ein Punkt, der bei der ganzen Aufregung um eine Zinserhöhung in den USA gerne mal vergessen wird. Dabei steckt in diesem Termin mindestens genauso viel Potenzial an den Finanzmärkten für eine dicke Überraschung und damit einhergehend für eine Menge Bewegung zu sorgen. Sollte hier außerhalb des bisherigen Sichtfeldes der Anleger ein überraschendes Paket der Bank of Japan um ihren Präsidenten Kuroda um die Kurve bekommen, ist schon vor dem eigentlichen Wochenhöhepunkt richtig Musik im Markt. Wer hier kein entsprechendes Risikomanagement betreibt kann an einem solchen Tag in der Regel mehr verlieren als gewinnen. Das zu Erwartende preist der Markt in der Regel im Vorfeld ein. Auf diesen Zug aufzuspringen wirft in der Regel nicht mehr all zu viel Rendite ab, da die Bewegung nach einer Bestätigung der Erwartungen nicht mehr besonders üppig ausfällt.
Wird der Markt aber überrascht kann es sehr schnell und sehr dynamisch in eine Richtung gehen, die vorher keiner so wirklich auf dem Schirm hatte. Das Brexit-Votum von Großbritannien ist ein passendes Beispiel und noch nicht so weit in der Vergangenheit, als dass man sich als Anleger nicht daran zurückerinnern könnte.
Wenn Sie fußballbegeistert sind erinnern Sie sich vielleicht noch an den 16. Oktober 2012. Deutschland spielte an diesem Tag das vierte EM-Qualifikationsspiel gegen Schweden in Berlin. In der 55. Spielminute erzielte Mesut Özil das 4:0 für die DFB-Auswahl. Und dann kam Ibrahimovic. Dieser erzielte per Kopf das 4:1 in 62. Minute und leitete in der 93 Minute das 4:4 durch Elmander ein.
Was das mit der Börse zu tun hat? Wenig! Vielmehr geht es dabei um das Verhältnis zwischen Erwartungen, Chancen und Risiko. Leider konnte ich keine Wettquoten aus der 56. Spielminute mehr finden aber wir gehen mal davon aus, dass es im besten Fall bei einem Einsatz von 1.000,- EUR auf Deutschland am Ende nur 1.001,- EUR gegeben hätte.
Die Chance auf Rendite war also sehr gering, da jeder mit einem Sieg von Deutschland gerechnet hat. Manchmal passieren aber Dinge, die wir nicht erwarten oder einfach nicht einkalkulieren weil sie für uns nicht besonders wichtig erscheinen. Am Ende stand es 4:4 und unser Wettkonto kam ordentlich unter die Räder. Nur weil wir mal OHNE Risiko schnell 1,- EUR abgreifen wollten.
Das Zahlenbeispiel ist vielleicht etwas übertrieben aber es macht das Risiko deutlich, wenn man aufgrund klarer Erwartungen die Chance auf sehr wenig Gewinn eingeht. Am Ende ist nichts ohne Risiko und wenn der Satz kommt „Das konnte ja keiner ahnen“ können Sie sich am wenigsten davon kaufen.
Aus technischer Sicht vollzieht der deutsche Leitindex derzeit noch einen Pullback auf die langfristige Abwärtstrendlinie. Dieser Pullback kann grundsätzlich für mittel- und langfristige Einstiege auf der Longseite genutzt werden. Voraussetzung ist in diesem Fall, dass der DAX nicht unter den wichtigen Unterstützungsbereich zwischen 10.240 Punkten und 10.200 Punkten zurückfällt. Hier befindet sich eine Clusterzone bestehend aus der 100er-EMA, 200er-EMA, 38,2er-Retracement und langfristiger Abwärtstrendlinie. Wird dieser Bereich nachhaltig nach unten durchbrochen, wäre das Pullbackszenario vom Tisch und es bestünde weiteres Potenzial auf der Shortseite.
Die nächsten Kursziele würden dann bei 10.085 Punkten und 9.920 Punkten liegen.
Unterstützungen und Widerstände:
Unterstützungen
Widerstände
10.240
10.395
10.205
10.465
10.085
10.540
9.920
10.635
9.805
10.700
Ausblick DAX:
Kurzfristig erhöht sich beim deutschen Leitindex der Druck auf die 200er-EMA. Ein dynamischer Ausbruch nach oben bzw. ein bullishes Reversal nach dem Abverkauf vom 09.09. konnten in der vergangenen Handelswoche nicht etabliert werden. Stattdessen ist eine Abwärtstrendlinie auf der Oberseite ersichtlich.
Kurz vor dem Wochenende konnte sich der DAX an der 100er-EMA (gelb gestrichelt) und dem 38,2er-Retracement stabilisieren und zumindest diese Unterstützung am Freitag verteidigen. Dennoch sollten Anleger zum Wochenstart das Vorwochentief bei 10.240 Punkten im Auge behalten. Wird diese Unterstützung bearish durchbrochen, rückt sofort die 200er-EMA (blau gestrichelt) bei 10.205 Punkten auf die Agenda. Darunter wäre Platz bis an das 50er-Retracement bei 10.085 Punkten.
Auf der Oberseite würde sich die technische Situation erst über 10.540 Punkten deutlich aufhellen. Solange dieser Widerstand nicht zurückerobert werden kann, besteht weiterhin Potenzial für Rückschläge.
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Wichtige Wirtschaftsdaten für die kommende Handelswoche:
Montag, 19. September 2016:
Die entscheidende Woche des Notenbank-Septembers beginnt und die Frage, ob das FED den Leitzins erhöht wird endlich beantwortet werden. Zumindest für einen Moment sollten die Spekulationen über eine Zinserhöhung dann zurücktreten und der Markt wird sich anderen Thematiken zuwenden. Ob dies dann zu steigenden oder fallenden Notierungen führt, ist wie immer gänzlich offen. An der Börse werden nun mal Wahrscheinlichkeiten in Verbindung mit Erwartungen und Fakten gehandelt. Am Montag stehen keine wichtigen Wirtschaftsdaten auf dem Programm. Die japanischen Börsen sind darüber hinaus geschlossen aufgrund des Feiertages „Der Tag des Respekts vor dem Alter“.
Dienstag, 20. September 2016:
Auch am Dienstag kommt die Woche aus Sicht der Wirtschaftsdaten nur schleppend in Gang. Die wichtigsten Zahlen kommen um 14:30 Uhr MEZ aus dem amerikanischen Immobiliensektor. Dann steht die Veröffentlichung der US-amerikanischen Baugenehmigungen für August auf dem Plan. Nach 1,144 Mil. im Juli gehen Experten davon aus, dass im August 1,159 Mil. Baugenehmigungen erteilt worden sind. Um 08:00 Uhr steht noch der deutsche Erzeugerpreisindex im Kalender. Die Zahlen dürften in Anbetracht der Notenbanksitzungen am Mittwoch aber eher von geringer Bedeutung sein und kaum Beachtung finden.
Mittwoch, 21. September 2016:
Mittwoch könnte dann ein entscheidender Tag für die Finanzmärkte werden. Dann wird die Frage beantwortet, ob das FED die Zinsen im September anhebt oder eine Zinsstraffung nochmals aufschiebt. Am frühen Morgen wird aber zunächst die Bank of Japan im Fokus stehen. Dass ist unter Umständen sogar der Termin, der eigentlich für eine Überraschung sorgen könnte. Mit Argwohn beobachtet die Bank of Japan, dass der japanische Yen gegenüber dem USD immer weiter aufwertet und mittlerweile an der psychologischen 100,- Yen-Schwelle angekommen ist. Der mediale Fokus liegt natürlich auf der Entscheidung des FED. Davon sollten Anleger sich allerdings nicht blenden lassen und auch diesen Termin fest in den Blick nehmen bzw. sich am Dienstag gegen Überraschungen absichern. Die Pressekonferenz der Bank of Japan startet um 08:30 Uhr MEZ. Die Bekanntmachung zum Zinssatz der US-Notenbank erfolgt um 20:00 Uhr MEZ. Zuvor werden um 16:00 Uhr noch die US-Rohöllagerbestände bekannt gegeben.
Donnerstag, 22. September 2016:
Am Donnerstag wird es wieder etwas ruhiger und der Markt bekommt den nötigen Freiraum um die wichtigen Entscheidungen vom Mittwoch zu verdauen. Um 16:00 Uhr MEZ steht lediglich die Veröffentlichung der Veräußerungen von bestehenden US-Eigenheimen auf der Agenda. Dieser Bericht hilft, die Stärke des Immobilienmarktes der USA zu analysieren. Nachdem im Juli 5,39 Mil. bestehende Wohngebäude verkauft worden, rechnet Experten für August mit einem leichten Anstieg und einer Veräußerung von 5,44 Mil.
Freitag, 23. September 2016:
Kurz nach Börseneröffnung am Freitag folgt um 09:30 Uhr eine erste Prognose zum deutschen Herstellungs-Einkaufsmanagerindex (PMI) für September. Nach 53,6 Punkten im August liegt die Konsensschätzung aktuell bei 53,1 Punkten und damit leicht tiefer als noch in der Vorperiode. Das Pendant zur Eurozone wird direkt im Anschluss um 10:00 Uhr veröffentlicht. Auch hier wird ein leichter Rückgang erwartet: 51,5 Punkte nach zuvor 51,7 Punkten.
Alle Handelstermine finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.