Nachdem Gold und Silber im Zuge der Tapering-Gerüchte verstärkt unter Druck kamen, zeichnete sich bereits in der Vorwoche eine Stabilisierung ab. Diese Stabilisierung setzte sich auch in dieser Handelswoche fort und die Edelmetallpreise konnten die Bewegungstiefs weiter distanzieren. Allerdings bleibt diese technische Gegenreaktion ohne anziehende Dynamik nur eine Korrektur, die mit Vorsicht zu behandeln ist. Im Gegensatz dazu müssten die Notenbanken allerdings zunächst Taten folgen lassen, bevor tatsächlich davon ausgegangen werden kann, dass die Edelmetallpreise weiter unter Druck geraten. Werden die Erwartungen des Marktes allerdings enttäuscht ergibt sich sehr schnell ein starkes Erholungspotenzial.
Marktsituation Gold – 21.10.2016
Die dynamische Abwärtsbewegung aufgrund der Ängste des Marktes, dass das Anleihekaufprogramm seitens der EZB beendet bzw. zurückgeführt werden könnte, schickte die Edelmetalle am 04. Oktober dynamisch auf Talfahrt. Dabei wurden sowohl die wichtigsten Durchschnittslinien als auch das Korrekturtief vom 23. Juni 2016 bearish durchbrochen und die bestehende Korrekturformation aufgelöst.
Im Gegensatz dazu konnte allerdings das 76,4er Fibonacci-Retracement der vorangegangenen Aufwärtsbewegung für eine temporäre Stabilisierung genutzt werden. Diese Stabilisierung setzte sich auch zu Wochenbeginn fort. Dabei nahm der Goldpreis auch die 200er-EMA (blau gestrichelt) ins Visier, konnte diese aber noch nicht nachhaltig überwinden. In den kommenden Tagen sollten Anleger daher beobachten, ob die technische Gegenbewegung weiter an Dynamik gewinnen kann oder ob das bearishe Momentum weiter überwiegt und Gold die mittelfristige Abwärtsbewegung zeitnah wieder aufnimmt.
Unterstützungen und Widerstände Gold:
Unterstützungen
Widerstände
1.264,- USD
1.267,- USD
1.262,- USD
1.273,- USD
1.260,- USD
1.277,- USD
1.250,- USD
1.295,- USD
1.241,- USD
1.306- USD
Marktsituation Silber – 21.10.2016
Bei Silber zeichnet sich in den übergeordneten Trendstufen ein ähnliches Bild ab. Bei einer genauen Betrachtung wird allerdings deutlich, dass Silber sich in den kleineren Zeiteinheiten etwas anders verhält als das gelbe Edelmetall.
Um dies entsprechend darzustellen empfiehlt sich zunächst ein Blick auf den H4-Chart. Hier wird deutlich, dass Silber im Bereich von 17,85 USD je Feinunze einen Widerstandsbereich ausgebildet hat, welcher bereits doppelt getestet worden ist. Auf der Unterseite sind ansteigende Tiefpunkte bei 17,10 USD und 17,35 USD zu erkennen. Hierdurch erhöht sich der Druck auf den Widerstandsbereich kontinuierlich, da die Käufer fallende Notierungen immer früher für Einstiege nutzen. Das ansteigende Käuferinteresse spricht tendenziell eher für einen bullishen Ausbruch aus der Dreiecksformation.
Dieser Ausbruch ist allerdings noch nicht erfolgt, weshalb der Silberpreis bislang nur eine Stabilisierung und keine technische Gegenbewegung vorweisen kann. Im späten Nachmittagshandel des gestrigen Tages kam es zwischenzeitlich sogar zu einem Rückfall unter die Aufwärtstrendlinie. Diese wurde im Handelsverlauf allerdings wieder zurückerobert, weshalb die technische Situation weiterhin offen gestaltet ist.
Unterstützungen und Widerstände Silber:
Unterstützungen
Widerstände
17,51 USD
17,61 USD
17,44 USD
17,72 USD
17,36 USD
17,77 USD
17,30 USD
17,82 USD
17,09 USD
18,00 USD
Notenbankpolitik ist das Zünglein an der Waage:
Werden die Zinsen durch das FED im Dezember angehoben oder bleibt es über den Jahreswechsel hinaus bei einem Leitzins von 0,25 – 0,5 Prozent? Wird die EZB das Anleihekaufprogramm langsam zurückfahren oder wird es sogar weiter ausgedehnt und aufgestockt? Diese beiden Kernfragen werden für den Verlauf der Edelmetallpreise von entscheidender Bedeutung sein.
Welchen Einfluss bereits Gerüchte zu den beiden o.g. Themenpunkten haben, konnte Anfang Oktober bereits beobachtet werden, als es für das gelbe Edelmetall im Zuge der Tapering-Spekulationen deutlich abwärts ging.
Auch in dieser Woche haben Nachrichten, die mit diesem Thema zusammenhängen, den wichtigsten Einfluss auf die Edelmetallpreise. So beispielsweise die Veröffentlichung des Beige-Books am Mittwochabend. Das sog. Beige-Book ist ein Konjunkturbericht der amerikanischen Zentralbank und lässt damit Rückschlüsse auf die kommende Geldpolitik des FED zu. Geht das FED von einer anziehenden und erstarkenden US-Konjunktur aus, dürften die Zinsen zeitnah angehoben werden. Bleibt die Konjunktur schwach, dürften die Leitzinsen auf dem derzeitigen Niveau gehalten werden.
Dem Beige Book zufolge ist die US-Wirtschaft nach wie vor auf Wachstumskurs. Trotz der im November anstehenden Präsidentschaftswahl und der damit einhergehenden Unsicherheit sei die Wirtschaft bis Anfang Oktober weiter gewachsen. Die meisten Notenbankdistrikte hätten ein moderates Wachstum mit soliden Arbeitsmärkten und stetigem Lohnwachstum gemeldet, heißt es. Dennoch ist eine Zinsanhebung bei der Notenbanksitzung am 02. November höchst unwahrscheinlich. Die Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung liegt hier bei unter 10 Prozent. Für den Dezember liegt die Wahrscheinlichkeit derzeit bei knapp 70 Prozent und damit wesentlich höher.
Der USD gab im Zuge der Veröffentlichung des Beige-Book´s dennoch nach und verlieh dem gelben Edelmetall am späten Mittwochabend etwas auftrieb. Auch die verhaltenen Inflationsdaten aus den USA wirkten sich stützend auf die Edelmetallpreise aus. Im Anschluss der Inflationsdaten für September gaben die Fed Funds Futures leicht nach, was eine sinkende Wahrscheinlichkeit für eine Zinsanhebung in 2016 bedeutet.
Am gestrigen Handelstag stand zudem die EZB im Fokus der Anleger. Eine klare Absage an das Tapering gab es genauso wenig wie Informationen darüber, ob das Anleihekaufprogramm verlängert wird. Ein abruptes Ende der Anleihekäufe sei laut Draghi aber unwahrscheinlich. Insgesamt gab es wenig stichhaltige Informationen für die Anleger. Draghi bekräftigte lediglich, dass die EZB gewillt sei sämtliche Instrumente einzusetzen die nötig sind, um die Inflation in ihren Zielkorridor um 2 Prozent zu bringen. Die Edelmetalle reagierten auf die Statements des EZB-Präsidenten zunächst mit Kursabschlägen. Eine Absage an das Tapering sieht sicherlich anders aus und Mario Draghi hat grundsätzlich am gestrigen Tag alle Wege für die Zukunft offen gelassen. Das nährt natürlich weiterhin die Spekulationen und wirkt sich demnach belastend auf die Edelmetallpreise aus.
Ausblick für Gold:
Gold hat in den letzten Stunden eine Topbildung bei knapp 1.275 Punkten vollzogen. Im Zuge der EZB-Ratssitzung wurde diese Topbildung mit dem Bruch der Nackenlinie abgeschlossen. Gleichzeitig wurde auch die 200er-EMA sowie das 23,6er-Retracement der seit Wochenbeginn bestehenden Aufwärtsbewegung gebrochen. Sofern das gelbe Edelmetall auch das gestrige Tagestief bei 1.264 Punkten nicht verteidigen kann, dürfte sich die Abwärtsbewegung fortsetzen und Gold in den Bereich um 1.260 Punkte zurückfallen.
Ausblick für Silber:
Silber hat ebenfalls eine Topbildung in Form einer SKS-Formation ausgebildet. Die nicht waggerecht verlaufende Nackenlinie wurde ebenfalls in einer ersten Reaktion auf die Ratssitzung der EZB gebrochen. Auch die seit Anfang Oktober bestehende Aufwärtstrendlinie ist dabei temporär unterschritten worden. Wie auch bei Gold gilt es für Silber das gestrige Tagestief zu verteidigen. Ansonsten droht ein Rückfall bis auf 17,30 USD. Ein Rücklauf an die Nackenlinie könnte im frühen Handel für entsprechende Shorteinstiege genutzt werden.
Gold/ Silber Ratio:
Das Gold/Silber Ratio liegt anhand der derzeitigen Kursniveaus bei 72,02. Damit hat das Gold/Silber Ratio die Überbewertung zu Gunsten von Gold teilweise abgebaut, liegt aber weiterhin deutlich über dem historischen Durchschnittswert. Im Durchschnitt lag die Ratio in den vergangenen 60 Jahren bei 57,6 mit einer Standardabweichung von 17,3. Am 01. März diesen Jahres notierte die Ratio noch bei 83 Punkten und damit 3 Punkte über dem historischen Wendepunkt von 80. Aufgrund des Gold/Silber Ratios besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass die relative Stärke von Silber aus den vergangenen Wochen beibehalten bzw. wieder aufgenommen wird.
Palladium & Platin:
Wie in den letzten beiden Ausgaben beschrieben blieben auch Platin und Palladium von sinkenden Notierungen im Edelmetallbereich nicht verschont. Platin notiert mit Kursen unterhalb von 950,- USD auf einem Sechsmonatstief. Palladium handelt mit Kursen unter 650,- USD auf einem Dreimonatstief.
Für Platin findt derzeit die Entwicklung in Südafrika und China Beachtung. Das hauptsächlich in der Industrie genutzte Edelmetall leidet derzeit darunter, dass Ende Dezember Steuervergünstigungen für den Kauf von Autos mit kleineren Motoren in China auslaufen und vor Ende dieser Frist offenbar noch vermehrt Käufe im Automobilbereich getätigt werden. Sollten die Steueranreize nicht verlängert werden, sieht der Automobilverband für das nächste Jahr eine deutliche Abschwächung des Nachfragewachstums. Dies hätte auch einen Rückgang der Nachfrage bei Platin zur Folge, was sich derzeit belastend auf den Kurs niederschlägt.
Das Szenario einer Schulter-Kopf-Schulter Formation ist trotz der Verluste am gestrigen Handelstag weiterhin intakt. Um dieses Szenario aufrecht zu erhalten wären allerdings wieder steigende Notierungen in den kommenden Tagen erforderlich. Kann die Unterstützung bei 9,26,- USD hingegen nicht verteidigt werden, müssten Anleger sich auf einen Test der Marke bei 906,- USD einstellen.
Palladium kämpft weiterhin mit der 200er-EMA (blau gestrichelt). Im Verlauf des gestrigen Handelstages ist diese bereits temporär unterschritten worden. Auf Schlusskursbasis wurde diese wichtige Unterstützung allerdings wieder zurückerobert. Dennoch müssen Anleger diesen Bereich in den kommenden Tagen verstärkt auf der Agenda haben.
Ein nachhaltiger Bruch der 200er-EMA und des gestrigen Tagestiefs würde bedeuten, dass Palladium sich mittelfristig mit den Unterstützungen bei 610,- USD und 587,- USD auseinandersetzen müsste. Hier besteht dann erneut die Chance auf eine nachhaltige Stabilisierung und eine technische Gegenreaktion. Diese blieb an der 200er-EMA bislang aus, was die Chancen auf steigende Notierungen in den kommenden Tagen nicht erhöht.
Vielmehr zeichnet sich durch die fallenden Korrekturtiefs und das sinkende Käuferinteresse ein Shortausbruch ab. Um dieses Szenario noch abzuwenden, müsste Palladium zunächst die Abwärtstrendlinie (schwarz) bullish aushebeln und in der Folge die 100er-EMA überwinden (gelb gestrichelt).