Die politische Instabilität in Europa kommt dem Dollar zugute. Auch die gestrigen US-Veröffentlichungen – das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal und das Verbrauchervertrauen vom Conference Board – sind starke Argument gegen den Euro. Die EU-Politik beweist jeden neuen Tag nach dem Brexit, dass dieses Thema noch lange nicht durch ist. Großbritannien befindet sich zudem den Schotten, Walisern und Nordiren gegenüber in Erklärungsnot, weswegen wohl eine Union besser sei, wenn man sich doch gerade für mehr Eigenständigkeit und Unabhängigkeit gegenüber einer anderen Union entschieden hat. Das wird spannend.
Nun kommen wir zu unserer Technischen Analyse:
Rückblick
Der EUR/USD pendelte am Mittwoch, zu Beginn unseres Betrachtungszeitraums, zunächst in einer engen Box um den Bereich 1,1270/90 seitwärts. Im späteren Handel überwand er die 1,1300. Am Donnerstag gelang ihm dann der Sprung über die 1,1400, allerdings nicht nachhaltig: Bis zum Abend rutschte er wieder unter diese Marke. In der Nacht vom Donnerstag auf den Freitag kam dann die Brexit-Ernüchterung. Der EUR/USD stürzte bis zum frühen Morgen unter die 1,1000. Erst bei 1,0908 konnte er sich stabilisieren und auch deutlicher erholen. Bis Freitagabend ging es zunächst wieder an die 1,1182 und dann bis Handelsende wieder zurück auf 1,1085. Der Montagshandel begann mit einem Abwärts-Gap. Der EUR/USD rutschte noch einmal unter 1,1000, konnte sich aber, insbesondere am Dienstag, sukzessive erholen und sich wieder deutlich von der 1,1100 wegbewegen, ohne jedoch über die 1,1100 zu kommen.
Das Hoch des Betrachtungszeitraums lag gut 40 Pips über dem letzten Hoch. Dem EUR/USD gelang es nicht, sich über der 1,1400 festzusetzen. Das Tief lag unter 1,1000. Der EUR/USD hat gerade noch die Kurve bekommen und sich etwas erholt. Die Range war mit 512 Pips groß, was insbesondere dem Downmove am Donnerstag geschuldet war. In den letzten beiden Handelstagen konnte sich das Währungspaar zwar stabilisieren, aber nicht wesentlich erholen.
Wir hatten für die letzten fünf Handelstage, bedingt durch das Votum in Großbritannien, nur einen unverbindlichen Fahrplan geschrieben. Auf der Oberseite hatten wir damit gerechnet, dass der EUR/USD bis Donnerstagabend bis in den Bereich der 1,1322 laufen könnte. Diese Einschätzung war nicht richtig. Es wurden 100 Pips mehr. Zu wesentlichen Rücksetzern ist es bis Donnerstagabend nicht gekommen, die 1,1240 wurden bis dahin nicht erreicht.
Wochenhoch*: 1,1420 Vorwoche 1,1381
Wochentief*: 1,0908 Vorwoche 1,1131
Wochen-Range*: 512 Pips Vorwoche 250 Pips
*Betrachtungszeitraum 15.06.2016 bis 21.06.2016
Wie könnte es weitergehen?
Euro-Widerstände: 1,1104/78…1,1201/44/93…1,1387…1,1418/79…1,1527/64
Euro-Unterstützungen: 1,1014…1,0934/04…1,0878…1,0742…1,0640
Weitere Widerstände/Unterstützungen können dem Chart entnommen werden
Box-Bereich: 1,1824 bis 1,0602
Tagesschlusskurs-Marken: 1,1292 und 1,0899
Intraday-Marken: 1,1201 und 1,0933
Range: 1,2355 bis 1,0223
Euro-Chart
Da die Briten sich aus der EU verabschiedet haben, dürfte der Druck auf den EUR/USD in den kommenden Wochen und Monaten anhalten. Es ist noch überhaupt nicht klar, wann die Briten den Austrittsantrag stellen werden, daher dürften die Wochen bis September zur Hängepartie werden. Eventuell wird es Neuwahlen geben und die Situation mit Spanien vergleichbar werden. Nach wie vor gibt es Stimmen, die eine Wiederholung der Abstimmung wünschen. Das Referendum ist für das Parlament zwar nicht bindend, aber die Regierung hat klargemacht, dass die Volksentscheidung akzeptiert wird. Es stellt sich also nicht die Frage ob, sondern vielmehr wie schnell der Austritt vollzogen wird. Offenbar haben die Briten überhaupt keine Vorstellung davon, was sie mit dem Austritt aus der EU vor allem sich selbst zugefügt haben. Sie haben sich ins 19. Jahrhundert zurückgestimmt. Auf EU-Seite sieht es so aus, als ob der Brexit eher zu mehr Einigkeit führt, als dass wie zuvor erwartet zusätzliche Fliehkräfte freigesetzt würden.
Zum Markt in den kommenden fünf Handelstagen: Der EUR/USD hat sich in den letzten beiden Handelstagen über der 1,1000 stabilisiert. Er könnte nun versuchen, sich erneut an und über die 1,1100 zu schieben. Gelingt dies, so könnte er zunächst den Bereich bei 1,1120/26 anlaufen. Hier besteht aber das Risiko von Rücksetzern. Schafft es der EUR/USD über die 1,1126, so könnte er im Rahmen von weiteren Aufwärtsbewegungen die 1,1152/57, die 1,1164/67 und dann die 1,1178/85 anlaufen. Im Zuge von dynamischen Impulsen könnte er die 1,1185 auch direkt erreichen. Sollte er es über die 1,1185 schaffen, wären die nächsten Anlaufziele bei 1,1192/96 und 1,1225/28 zu suchen. Eventuell läuft die Aufwärtsbewegung auch bis 1,1248/55. Spätestens hier erwarteten wir Rücksetzer und ein vorläufiges Ende der Aufwärtsbewegung. Wir erwarten auch nicht, dass es in den kommenden fünf Handelstagen nachhaltig über die 1,1255 geht oder dass die 1,1300 erreicht werden.
Die Rücksetzer haben in den kommenden fünf Handelstagen das Potenzial, bis zur 1,1000 zu laufen. Stabilisieren sich die Notierungen hier nicht, wäre mit weiteren Abgaben zu rechnen, die bis 1,0972/64, 1,0952/47 und dann weiter bis zur 1,0936/31 reichen könnten. An allen Marken besteht die Chance auf Erholung. Sollten die 1,0931 nicht halten, so wären die Bereiche 1,10915/08 und 1,0888/80 die nächsten Anlaufziele. Sollte der EUR/USD unter 1,0880 fallen, wären die 1,0848/44 und die 1,0820/15 die nächsten relevanten Marken. Ein Tagesschluss unter 1,0892 wäre ein übergeordneter Hinweis darauf, dass es zu weiteren Abgaben kommen könnte.
Wir gehen davon aus, dass die Range in den kommenden fünf Handelstagen niedriger sein wird als zuletzt.
Übergeordnete erwartete Tendenz im Betrachtungszeitraum: seitwärts/abwärts
Die wichtigen Veröffentlichungen der nächsten sieben Tage:
• 30.06.2016 – deutsche Arbeitslosenquote (Juni)
• 30.06.2016 – EU-Verbraucherpreisindex (Juni)
• 01.07.2016 – dt. Herstellungs-Einkaufsmanagerindex (Juni)
• 01.07.2016 – USA: ISM-Einkaufsmanagerindex (Juni)
• 06.07.2016 – USA: ADP non-farm payrolls (Juni)
• 06.07.2016 – USA: ISM-Dienstleistungsindex (Juni)
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Ihr Jens Chrzanowski
Geschäftsführer Admiral Markets Partner Deutschland, MT am Germany GmbH
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Quellen: Eigenanalyse; genutzt werden die Charts vom MetaTrader 4.