Um die Frage zu beantworten, ob der deutsche Leitindex das Brexit-Votum der Briten schon verdaut hat, genügt ein Blick auf den Chart. Im Gegensatz zu S&P 500, DOW Jones oder FTSE, hat der deutsche Leitindex noch nicht die Kursniveaus vom 22. Juni erreichen können. Hinzu kommt, dass die Erholung bislang nur sehr zögerlich erfolgt und wichtige Widerstände nach wie vor intakt sind. Dass das Tageshoch vom vergangenen Freitag bei 9.725 Punkten überwunden werden konnte, stellt zwar zunächst einen Fingerzeig des Bullenlagers dar. Besonders imposante Anschlusskäufe blieben am Freitag allerdings aus. So ist beim DAX auch in der kommenden Woche die Wahrscheinlichkeit für Kursrückschläge gegeben.

Marktsituation DAX – 04.07.2016

Der deutsche Leitindex lässt aus charttechnischer Sicht für die kommenden Handelstage- und Wochen grundsätzliche einige Varianten offen. Was vorab einmal festgehalten werden muss ist die Tatsache, dass sich die weitere Entwicklung aufgrund des politischen Umfelds schwer kalkulieren lässt. Dass sich aus technischer Sicht die künftige Fahrtrichtung nicht großartig eingrenzen lässt, hilft dabei nicht unbedingt. Daher halte ich mich auch mit großartigen Gewinnprognosen für die Zukunft zurück. Wie sagte der griechische Philosoph Sokrates einst: „ Ich weiß das ich nichts weiß“.

Insbesondere am vergangenen Freitag hätte dieses geflügelte Wort einigen Anlegern Verluste ersparen können. Ein Großteil hat sich frühzeitig auf einen „Bremain“ festgelegt und wollte frühzeitig davon profitieren. Die Wettquoten der Buchmacher verfestigten die Annahme, dass die Briten sich auf jeden Fall für einen Verbleib in der EU aussprechen werden. Dabei ist eigentlich klar, dass es nichts mit gutem Risikomanagement zu tun haben kann, wenn man sich auf Wettquoten der Buchmacher verlässt und am Ende hätte man gut daran getan sich darauf zu verlassen was man weiß: Nichts!

Dennoch macht es Sinn einen Blick auf den Markt zu werfen und sich verschiedene Zukunftsszenarien zu vergegenwärtigen. Das bedeutet nicht, dass man sich nicht für eine Richtung entscheiden kann, sondern bietet vielmehr den Vorteil, auf die meisten Entwicklungen vorbereitet zu sein und dann auch entsprechend an diesen partizipieren zu können.

Der Wochenchart: Ziel 8.300 Punkte oder Bodenbildung?

Aus dem Wochenchart ergeben sich sowohl für die Bullen als auch für die Bären interessante Ansätze für die kommenden Wochen:

Zum einen besteht die Möglichkeit, dass wir im DAX von Februar bis Mai nur eine Korrektur der vorangegangenen Abwärtsbewegung gesehen haben. Diese Korrektur hätte bei 10.500 Punkten ihr Limit erreicht (doppelt getestet) und durch den Brexit wäre jetzt eine neue übergeordnete Abwärtsbewegung eingeleitet worden. Diese Abwärtsbewegung hätte ihr Kursziel zunächst bei 8.700 Punkten und im Anschluss 8.300 Punkten. Von dort bestünde dann aber durchaus die Möglichkeit, einen neuen Bullenmarkt zu starten.

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Die Alternative ist eine Bodenbildung, die sich aufgrund der Tiefpunkte bei 9.320, 8.700 und 9.125 Punkten ergibt. Diese Bodenbildung würde bei Kursen über 10.500 Punkten bestätigt werden, da der Markt dann eine Abfolge von höheren Tiefs (9.170 zu 8.700 Punkten) und höheren Hochs (10.500 zu > 10.500 Punkten) gestartet hätte. In diesem Fall dürfte der DAX auch wieder Kurse oberhalb von 11.000 Punkten ins Visier nehmen.

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Unterstützungen und Widerstände:

Unterstützungen

Widerstände

9.678

9.800

9.510

9.910

9.410

10.030

9.215

10.100

9.160

10.325

Ausblick für den DAX:

Aus dem Tageschart ergibt sich der Ansatz für eine „Rounding-Top“ Formation. Dieses Szenario schließt sich der Variante einer weiteren Abwärtsbewegung mit dem Kursziel 8.300 Punkten an. Aus dieser Formation würde sich der Markt lösen, wenn Schlusskurse über 10.400 bzw. 10.500 Punkten generiert werden. Dies würde auch mit dem Bruch der seit April 2015 bestehenden Abwärtstrendlinie einhergehen und ein weiteres starkes bullishes Signal generieren.

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Unterm Strich wird klar, dass man den künftigen Kursverlauf für den DAX derzeit nicht klar prognostizieren kann. Bullen wie Bären bringen einige Argumente auf ihrer jeweiligen Seite. Charttechnisch wie fundamental. Als Anleger hat man jetzt die Wahl. Entweder man entscheidet sich für eins der beiden Lager oder man stellt sich defensiver auf und agiert wenn der Markt eine klare Richtungsentscheidung vollzieht. Hierfür dürften die Marken bei 9.170 und 10.500 Punkten entscheidend sein. Dazwischen liegen 1.330 Punkte bzw. 12 Prozent und wir befinden uns derzeit genau in der Mitte.

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Im Stundenchart ist zu erkennen, dass der DAX im Bereich von 9.160 Punkten einen temporären Doppelboden ausgebildet hat. Von dort ging es im Verlauf der letzten Handelswoche wieder deutlicher nach oben und der deutsche Leitindex schloss fast auf Höhe seines Wochenhochs. Dabei kämpfte sich der DAX Stück für Stück nach oben. Die Erholung von FTSE und den amerikanischen Indizes fiel deutlich impulsiver aus.

Über der 20er-EMA (grün gestrichelt) dürfte sich die Erholung zunächst noch fortsetzen. Sollte die gestrichelte Trendlinie nicht gehalten werden können, bestehen an den eingezeichneten Unterstützungsbereichen (grün) Chancen, die Erholung fortzusetzen. Unterhalb der Unterstützungen stünde ein weiterer Test des eingezeichneten Doppelbodens auf dem Programm.

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Wichtige Wirtschaftsdaten für die kommende Handelswoche:

Montag, 04. Juli 2016:

Am Montag sind die amerikanischen Börsen aufgrund des Unabhängigkeitstages geschlossen. Das sollte weniger Volumina zu Wochenbeginn erwarten lassen. In der kommenden Woche stehen ohnehin die US-Arbeitsmarktdaten am Freitag im Fokus der Anleger. Weitere wichtige Wirtschaftsdaten sind in der Woche außerdem rar gesät, weshalb sich Anleger auch auf diese Zahlen am Freitag konzentrieren dürften. Am Montag dürfte lediglich das Baugewerbe-PMI aus Großbritannien einen Blick wert sein. Es ist davon auszugehen, dass die Wirtschaftsdaten aus Großbritannien in Zukunft vermehrt im Fokus stehen werden um abzuschätzen, wie sich die Wirtschaft nach dem Brexit entwickelt. Noch ist zwar kein Austritt erfolgt und Art. 50 des EU-Vertrages ist noch nicht gezogen. Dennoch dürften die Wirtschaftsdaten zukünftig unter Beachtung stehen. Die Zahlen werden um 10:30 Uhr MEZ veröffentlicht und werden bei 50,5 Punkten erwartet. Im Mai lag das Baugewerbe-PMI noch bei 51,2 Punkten, sodass im Juni ein leichter Rückgang von den Analysten prognostiziert wird.

Dienstag, 05. Juli 2016:

In der Nacht von Montag auf Dienstag wird um 03:45 Uhr der Caixin Dienstleistungs-Einkaufsmanager-Index für Juni veröffentlicht. Der chinesische HSBC Dienstleistungs-PMI wird aus Umfragen zusammengestellt, die an Führungskräften von über 400 Dienstleistungsunternehmen durchgeführt wurde. Der PMI zielt darauf ab, möglichst aktuelle Hinweise aller Geschehnisse in der Privatwirtschaft durch Verfolgen von Variablen wie Umsatz, Beschäftigung, Lager und Preise, zu liefern. Nachdem der PMI im Mai unter den Erwartungen blieb (Prognose 52,0 Punkte; tatsächlich 51,2 Punkte), dürfte der PMI dieses Mal die Erwartungen wieder übertreffen können. Die Prognose für Juni liegt derzeit bei 52,3 Punkten und damit über der Mai-Prognose. Das Potenzial für eine positive Überraschung ist zumindest gegeben, da sich die Daten aus China in den letzten Wochen und Monaten auch wieder zunehmend stabilisiert haben. Am Dienstag stehen ferner Zahlen zum Einkaufsmanagerindex aus Deutschland, der EU, und Großbritannien auf der Agenda. Während sich für Deutschland und der EU die Erwartungen an den Ergebnissen vom Mai orientieren, erwarten Analysten für Großbritannien eine schwächeren Einkaufsmanagerindex. Hier liegen die Erwartungen für den Juni bei 52,6 Punkten nach 53,5 Punkten im Mai.

Mittwoch, 06. Juli 2016:

Weiter geht es am Mittwoch erst um 14:15 Uhr. Dann folgen die ADP Non-Farm Arbeitsplätze aus den USA. Die Veränderung der Anzahl der ADP Non-Farm Arbeitsplätze ist eine Maßeinheit für die monatliche Veränderung der „Non-Farm privaten Anstellungen“. Im Mai trafen die Zahlen mit 173.000 die Erwartungen bei 175.000. Die Prognose für den Juni fällt auch aufgrund der schwachen Non-farm-Gehaltsabrechnungen im Mai deutlich bescheidener aus. Im Juni wird lediglich eine Veränderung von 150.000 erwartet. Grundsätzlich werden diese Zahlen gerne als Indikator für die Non-farm-Gehaltsabrechnungen am Freitag herangezogen. Dies traf im Mai allerdings gar nicht zu, da die ADP Non-farm-Arbeitsplätze die Erwartungen im Wesentlichen getroffen hatten, die Non-farm-Gehaltsabrechnungen allerdings absolut enttäuschend ausfielen.

Donnerstag, 07. Juli 2016:

Am Donnerstag wird um 08:00 Uhr vor Börseneröffnung die deutsche Industrieproduktion veröffentlicht. Nachdem diese im April noch eine Steigerung von 0,8 Prozent verzeichnen konnte, wird für Mai ein Rückgang um 0,1 Prozent erwartet. In den Vorperioden wurden die Prognosen allerdings regelmäßig positiv oder negativ verfehlt. Insoweit sollten Anleger abwarten, wie diese Zahlen tatsächlich ausfallen. Die Auswirkungen auf den deutschen Leitindex sollten sich aber aufgrund der Arbeitsmarktdaten am Freitag ohnehin im Rahmen halten. Um 10:30 Uhr wir die Produktion des verarbeitenden Gewerbes in Großbritannien im Mai bekannt gegeben. Nach einem Anstieg um 2,3 im April erwarten die Analysten im Mai einen Rückgang um 0,9 Prozent. Diese Zahlen liegen deutlich vor dem Brexit, geben aber dennoch Aufschluss darüber was passiert, wenn Unternehmen mit unsicheren Marktvoraussetzungen konfrontiert werden. In der Regel werden Investitionen und Produktionen etwas zurückgefahren. Ein Punkt, der durch den langen Austrittsprozess jetzt auch auf die EU zukommen könnte. Um 16:00 Uhr MEZ folgen noch Zahlen zu den US-Erdöllagerbeständen. In der Vorwoche konnten die Prognosen hier deutlich geschlagen werden, was dem West Texas Intermediate unter der Woche deutlichen Auftrieb verlieh.

Freitag, 08. Juli 2016:

Am Freitag steht abermals der US-amerikanische Arbeitsmarkt im Fokus. Um 14:30 Uhr werden die Non-Farm-Gehaltsabrechnungen vom Bureau of Labor Statistics bekannt gegeben. Die Non-Farm Gehaltsabrechnungen messen die Veränderung der Anzahl der Angestellten während des letzten Monats in allen nicht-landwirtschaftlichen Unternehmen. Nachdem im Mai die Gehaltsabrechnungen sehr deutlich unter den Erwartungen lagen (25.000 statt 152.000), werden die Zahlen für den Juni ganz besonders im Fokus stehen. Sollte der amerikanische Arbeitsmarkt abermals enttäuschen, würde eine Zinserhöhung des FED endgültig, zumindest für 2016, ad acta gelegt werden können. Die Erwartungen liegen im Juni bei 173.000 neu geschaffenen Stellen und tragen nicht gerade dazu bei, dass einer positiven Überraschung eine hohe Wahrscheinlichkeit beizumessen ist. Weiterhin erfolgt um 14:30 Uhr die Bekanntgabe der amerikanischen Arbeitslosenquote. Nach einer Arbeitslosenquote von 4,7 Prozent im Mai liegen die Erwartungen für Juni bei einer Arbeitslosenquote von 4,8 Prozent und damit nur leicht höher. Insgesamt gehen die Prognosen von einer Aufhellung beim US-amerikanischen Arbeitsmarkt aus. Bleibt abzuwarten, ob die Erwartungen des Marktes diesmal getroffen werden können oder ob eine weitere Enttäuschung ins Haus steht.

Alle Handelstermine finden Sie in unserem Wirtschaftskalender.